Super Giro Dolomiti 2018

Super Giro vs. Ötztaler – ein subjektiver Vergleich!

Am 10.06.2018 startete bereits zum fünften Mal die Extrem-Variante der Dolomiten-Rundfahrt, der Super-Giro-Dolomiti. Nachdem im letzten Jahr bereits Helge an den Start gegangen ist, wollten in diesem Jahr Ulf, Rainer, Vuong und Volker die Herausforderungen bewältigen.

Allgemeines:

Gestartet wird in der Sonnenstadt Lienz in Osttirol. Im weiteren Verlauf führt die Strecke über Italien und Kärnten zurück über das Lesachtal nach Lienz. Die reinen Fahrdaten von 232 km und 5.234 Höhenmetern lassen schon die Parallelen zum Ötztaler Radmarathon erkennen.

Im Gegensatz zum hochprofessionell organisierten Ötztaler ist beim Super Giro alles eine Nummer kleiner. Mit allen Vor- und Nachteilen! Eine abgesperrte Strecke bietet der Super Giro im Gegensatz zum Ötztaler nicht, aber der Verkehr in dieser doch recht abgelegenen Region hält sich wahrlich in Grenzen. Die Verpflegungsstellen sind kleiner, aber das Engagement der Helfer dafür umso größer. Mir ist keine andere Veranstaltung bekannt bei der man seine Trinkflaschen wegwerfen kann und neue gereicht bekommt. Mit rund 400 Startern auf der Langstrecke ist die Teilnehmerzahl um den Faktor zehn kleiner. Der größte Vorteil beim Super-Giro ist sicherlich, dass derzeit noch keine Teilnehmer Beschränkung vorgenommen wird. Eine Startplatz-Garantie ist somit gegeben – die doch etwas nervige Loslotterie ala Ötztaler entfällt somit.

Die Strecke:

Von Lienz führt die Strecke zunächst 20 km leicht abfallend nach Oberdrauburg. Nachdem in zwei Startblöcken der Start erfolgt ist, rollt an diesem Tag das komplette Feld zusammen und es beginnt der erste Anstieg. Der Gailberg Sattel ist mit 5,41% Prozent und einer Länge von 6,8 km keine große Herausforderung. Trotzdem fällt hier bereits das Feld auseinander. Unser Leichtgewicht Vuong drückt bereits mächtig auf die Tube und fährt Ulf und Volker davon. Die beiden letzteren wollen zumindest in den ersten Stunden zusammenfahren und gemeinsam die Strecke bewältigen. Als nächster Anstieg steht der Plöckenpass an. Auf einer Länge von 11,7km sind 690 HM zu überwinden. Die Straße ist gut asphaltiert und führt durch Galerien und Wälder. Nach 45 Minuten ist der Gipfel erreicht und in rasanter Abfahrt erfolgt der Übergang nach Italien. Die radsportbegeisterten Italiener feuern die Teilnehmer an, die Sonne lacht und die Stimmung könnte nicht besser sein.

Bei KM 63 ist das kleine Örtchen Paluzza erreicht und die eigentliche Herausforderung beginnt. Auf schmaler Straße, mit teilweise schlechtem Asphalt in sengender Hitze gilt es den Lanzenpass zu bezwingen. Ein unrythmischerer Anstieg ist mir bis dato noch nicht untergekommen. Die ersten 3,5 Kilometer sind mit 7-11% noch als human zu bezeichnen.

Nach einer kurzen Erholung bedingt durch eine Abfahrt geht es erneut steil berghoch. Die meisten Teilnehmer fahren in Schlangenlinie von km 8 bis km 13. Unter 10% geht es nie – längere Abschnitte mit bis zu 15% ziehen einem den Saft aus den Beinen. Niemand spricht – jeder ist mit sich selbst am Kämpfen. Wer jetzt einen Defekt hat, wird bis zum Gipfel schieben müssen. Bereits bei der Auffahrt wurden wir von der Organisation vor der Abfahrt gewarnt. Sehr schlechter, nasser Asphalt mit viel Split, Ästen und rutschigen Kurven. Dazu steil, uneinsehbar  und im ständigen Licht- und Schattenwechsel der Bäume. Über eine solche Abfahrt mehrere tausend Teilnehmer a la Ötztaler zu jagen erscheint unmöglich. Gott sei Dank stehen sehr viele Ordner an den schwierigsten Stellen und warnen die Teilnehmer. An diesem Tag ist jeder froh diese Abfahrt überstanden zu haben – zur Ehrenrettung sei gesagt, dass es in der Nacht zuvor sehr stark gewittert hat.

Als vorletzter Anstieg folgt nun der Nassfeldpass. Ich merke bereits, dass ich meine Wattzahlen nicht mehr halten kann und nach kurzer Rücksprache beschließen Ulf und ich, dass jeder in seinem Tempo in den Anstieg geht und wir uns trennen.  Mit nunmehr 235w gehe ich die 12,5 km, mit knapp 1.000 HM und einer Durschnittsteigung von 7,5% an. Oben angekommen regnet es aus Kübeln. Die Temperatur bleibt aber angenehm und insofern bleibt die Regenjacke in der Trikottasche.

Die nächsten 30 Kilometer Richtung Kötschach sind wellig bis flach – ein Profil welches mir entgegenkommt. Bin ich zunächst noch alleine unterwegs werden sukzessive weitere Teilnehmer eingeholt und zusammen geht es im belgischen Kreisel zur letzten Herausforderung dem Kartitischer Sattel.

Auf einer Länge von 42 km sind insgesamt 1.200 HM zu überwinden. Ein ständiges Auf- und Ab. Mehrfach muss ich an das Felderbach-Tal denken. Unsere ca. 10 Mann starke Gruppe verliere ich direkt zu Beginn – ab jetzt ist es wirklich zäh. Landschaftlich ist die Strecke überaus reizvoll – es geht durch das Lesachtal und es bieten sich wirklich tolle Aussichten und atemberaubende Perspektiven. Trotzdem denkt man nur noch in KM Schritten und hofft irgendwie das Ganze zu überstehen. Zwischenzeitlich zieht es sich immer mal wieder zu. Zweimal regnet es wieder heftig, aber zu diesem Zeitpunkt ist eigentlich alles egal.

Die nächsten Kontrollstellen halte ich nicht mehr an – eine Cola im vorbeifahren gegriffen, ein Gel hinterher und weiter geht es. Zwischenzeitlich hole ich einige Teilnehmer aus meiner vorherigen Gruppe wieder ein – wir quatschen übers Radeln und Co. und ich bin überaus dankbar für die Ablenkung. Auf den letzten Höhenmetern lasse ich meine Begleiter hinter mir, der Garmin zeigt das es gleich vorbei ist und ich ziehe nochmal an. Oben angekommen treffe ich auf einen Österreicher der mich fragt, ob wir es jetzt geschafft haben – ich bejahe und gemeinsam begeben wir uns in die regennasse Abfahrt. Die letzten 30 Kilometer sind völlig unspektakulär an einer stark befahrenden Straße Richtung Lienz. Wir rollen auf versprengte Teilnehmer auf – der Gegenwind ist heftig und wir kreiseln in bewährter Manier.

Fazit:

Zusammenfassende Meinung aller drei Finisher – durch das unregelmäßige Profil und zwischenzeitlich überaus steilen Abschnitten findet man an den Anstiegen nur selten einen Rhythmus. Dies macht den Super-Giro-Dolomiti tatsächlich einen Ticken schwerer als den Ötztaler Radmarathon. Zumindest bei identischen Wetterbedingungen, die ja bekanntermaßen beim Ötzi schon mal stärker schwanken können. Die Organisation ist sehr gut, die Landschaft überaus reizvoll und wer nach der x-ten Ötztaler Runde mal eine Alternative sucht dem sei der Super-Giro zu empfehlen.

Zeiten:

Vuong Nguyen 8:49 Overall 48 AK 13

Ulf Berger 9:16 Overall 90 AK 27

Volker Osterkamp 9:32 109 AK 31

Abschluss:

Haben wir noch was vergessen… JA. Pechvogel Rainer stürzte äußerst unglücklich tags zuvor beim einrollen und brach sich eine Rippe. An einen Start war daher leider nicht zu denken. Aber Rainer ließ es sich nicht nehmen und feuerte uns um 06:30 Uhr im Starblock an. An dieser Stelle gute Besserung und schnelle Genesung lieber Rainer.

 

 

 

 

 

 

Bilder von https://www.sportograf.com/de/shop

 

 

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