Rückschau und Vorfreude zugleich

Auch wenn in den zurückliegenden 12 Monaten fast alles den Bach runter ging,
es gab sie, die Erlebnisse auf zwei Rädern die uns in Erinnerung bleiben werden.
Yasha ist trotz Pandemie aufs Rad gestiegen und hat die Savoyen bereist.
Sein Bericht ist noch aus dem Vorjahr.
Er kann uns Mut und Vorfreude bereiten auf das Jahr 2021.

Eine 3-tägige Rennradtour durch das Jura und den Savoyer Alpen / 470 km – 8.600 Hm.

Aufgrund diverser Auswirkungen der Coronakrise hatte ich 2020 nur drei Tage Zeit für meine ursprünglich geplante 7-tägige (diese habe ich auf nächstes Jahr verschoben) Solotour durch das Jura, die Savoyer Alpen und die Südalpen.

 

 

 

 

 

 

 

Auch im Jahr2020 war mein Plan, alleine und mit möglichst geringem Gepäck unterwegs zu sein. Die Anreise (bis Bassecourt) und Rückreise (von Genf) sollte mit dem Zug erfolgen. Da kein Nachtzug von Essen Richtung Basel fährt, war die Anreise und die Rückreise mit vielen Umstiegen verbunden (ohne Rad sind die Verbindungen weitaus besser!).

Zunächst ging es am Sonntagabend (28.06.2020) vom Essener Hauptbahnhof über Frankfurt, Basel nach Bassecourt in das Schweizer Jura. Um 7.00 Uhr morgens bei bedecktem Himmel und leichtem Regen ging es los.

Mein Gepäck war in einem Ortlieb Sattelbag, einer Dreieck Rahmentasche und einem leichtem Bike Rucksack verstaut.

 

 

 

 

Unmittelbar begannen die Höhenmeter und das Gelände entwickelte sich schnell zu einer herausfordernden Strecke. Leider wurde mit zunehmender Strecke auch der Regen stärker und die Luftfeuchtigkeit entwickelt sich Richtung 100%!

 

Bei St. Imier kam der erste wirkliche Anstieg: Col du Chasseral (11km – 880Hm). Nach 5 km bog ich in eine kleine Straße, eher asphaltierter Almweg, und es ging bei starkem Wind und strömendem Regen Richtung Paß. Das einzig wirklich Angenehme war, dass ich während des gesamten Aufstiegs vollkommen allein war. Oben angekommen soll man eine phantastische Aussicht auf den gesamten Alpenhauptkamm haben. Nun ja ich war froh, dass ich bei der Abfahrt 10 Meter weit die Straße sehen konnte!

Vom Neuchâtel ging es am gleichnamigen See bei starkem Gegenwind aber strahlendem Sonnenschein Richtung Yverdon-les-Bains ans andere Ende des Sees. Jetzt ging es wieder Berg auf zum zweiten großen Anstieg, zum Dent de Vaulion (1407 m). Die wunderbare Aussicht, welche mir am Chasseral vergönnt war stellte sich nun ein: Nach einer kleinen Stichstraße (4,6 km | 350 Hm ) erreichte ich ein kleines Ausflugslokal, von welchem ich noch 70 Hm laufen musste, um eine phantastische Aussicht über das Jura, die Seenplatte und den Alpenhauptkamm zu haben.
Nach einer schnellen Abfahrt war mein erster Tag in Vallorbe zu Ende
(170 km – 3.300Hm).

Am zweiten Tag ging es nun Richtung Frankreich. Zunächst ging es entlang des Lac du Joux, der Heimat wohlbekannter Schweizer Nobeluhrenmacher. Es folgte ein giftiger Anstieg (Col du Marchairuz, 1447 m) mit einem grandiosem Blick auf dem Mont Blanc direkt über dem Genfer See und einer pittoresken Fährfahrt mit einem Schaufelradschiff von Nyon nach Yvoire.

Nun ging es in die Savoyer Alpen bei inzwischen recht warmen Temperaturen jenseits der 30 Grad. Es folgten drei mittlere Anstiege ehe der Col de la Ramaz (14,3 km | 916 Hm) zu bewältigen war.

Dieser brachte mich auch gut an die Grenzen, zumal ich schon viele Höhenmeter hinter mit hatte und die nachmittägliche Sonne auch nicht gerade förderlich war. Gegen 17.00 Uhr und einer steilen und kurvenreichen Abfahrt befand sich nach einer kleinen Kreuzung mitten im Wald ein Schild, welches sich kein Rennradfahrer wünschen würde: Straße gesperrt aufgrund von Erdrutsch! Nun stand ich da und eine leichte Verzweiflung gekoppelt mit einem doch recht müden Zustand aller muskulären Gegebenheiten meines Körpers entstand. Ich fand in unmittelbarer Nähe ein Haus, indem tatsächlich jemand wohnte. Durch lautes Rufen konnte ich auf mich aufmerksam machen. Mit meinem zusammengestückelten Französisch und einer genauen Studie meiner Karte gab es nur zwei Möglichkeiten: den ganzen Pass wieder hoch und auf der anderen Seite runter oder eine kleine Straße mit weniger Höhenmetern, aber einem Umweg von mind. 40 Km!  Aufgrund meines körperlichen und seelischen Zustandes war die erste Möglichkeit vollkommen ausgeschlossen und ich entschied mich für die Zweite.

 

 

 

 

 

 

Gegen 22.00 Uhr erreichte ich schließlich mein Ziel, Le Reposior! So kam doch einiges zusammen: 196km – 4050 Hm!

Am dritten und letzten Tag ging es nach Genf. Aufgrund der doch etwas strapaziösen ersten beiden Tage wollte ich diesen entspannter angehen. Leider kannte das Thermometer nur eine Richtung. Bei 35 Grad und geringem bis keinem auffrischenden

Wind wurde es doch recht warm. Zunächst ging es weiter den Col du Colombier (übrigens eine sehr schöner Pass mit tollem Bergpanorama) hoch. Über einen weiteren kleinen Anstieg und einer tollen Abfahrt durch eine Schlucht ging es durch das Arve Tal nach Genf! (100 km – 1400 Hm)

Mit dem Zug über Basel und Frankfurt ging es zurück nach Essen, wo ich schließlich am Donnerstag morgen um 3.30 Uhr ankam.

Im Gegensatz zum letzten Jahr, hatte ich mehr mit dem Rücken zu kämpfen, sodass ich für das nächste Jahr plane ohne Rucksack dafür mit einem größeren Sattelbag zu fahren. Sonst passte die Kondition, Motivation und das nötige Glück, dass nichts passiert ist.

Auch wenn 3 Tage bestimmt kein langer Zeitraum ist, habe ich doch jede Minute genossen (manchmal auch verflucht, aber das gehört ja zu einer Richtigen Alpentour dazu).

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