In diesem Jahr haben gleich drei Teilnehmer der ERG das Langstrecken-Brevet schlechthin, Paris-Brest-Paris absolviert. Alle vier Jahre begeben sich tausende Radsport-Enthusiasten auf die 1.200 km lange Strecke. Eine Wahnsinnsleistung. Herzlichen Glückwunsch an Kenan, Carsten und Leonard zum Finish. Seine Sicht vom Brevet schildert uns Kenan.
Alle vier Jahre findet das prestigeträchtige Paris-Brest-Paris statt. Bereits 2019 stand ich in Rambouillet früh morgens um 05:00 Uhr an der Startlinie. Ich habe die Kilometer damals in der geplanten Zeit bewältigt und mein erster Gedanke im Ziel war: Nicht noch einmal!
Und „zack“, stand ich 2023 wieder in Rambouillet. Schon Wochen vorher war ich sehr angespannt. Für die Qualifikation hatte ich bereits 2022 eine 200 km, 300 km, 400 km und 600 km Brevet absolviert. In 2023 mußte ich diese Distanzen nochmal bestätigen.
Überaus motiviert und gut vorbereitet bin ich an den Start gegangen.Mein Zeitlimit für die Strecke über 1.232 km und ca. 12.000 hm lag bei 84 Stunden.
Der Start lief gut, immer mit dem Gedanken, nicht zu überziehen. Nach 120 km habe ich die erste kurze Pause eingelegt, Wasserflaschen aufgefüllt und wieder losgefahren. Es wurde immer heißer bis hin zu 35°C. Schatten Fehlanzeige !
Die nächsten 100 km liefen aber noch besser als die ersten. Ich dachte noch: endlich mein Wetter und kein Regen. Und dann rebellierte plötzlich mein Magen bei 280 km. Ich konnte nichts mehr bei mir halten und musste mein Tempo reduzieren. Der Grund dafür ist mir schleierhaft. Nach 390 km hatte ich ein Hotelzimmer gebucht, in dem ich duschen und wenigstens 3 Stunden schlafen konnte. Dann musste ich auch weiter, um die nächste Kontrollstelle pünktlich zu erreichen. Nach einem kurzen Frühstück ging es weiter. Magentechnisch war ich immer noch nicht okay und auch die Hitze blieb konstant.
Endlich in Brest angekommen habe ich nur kurz den Stempel abgeholt, Flaschen aufgefüllt und mich direkt auf den Rückweg gemacht. In Carhaix habe ich dann noch etwas gegessen und 3 Stunden irgendwo auf dem Boden geschlafen. Weiter ging es dann nach Loudeac, allerdings vorher noch an einer anderen Geheimkontrolle vorbei. Langsam ging es mir besser. In Fougeres bei Kilometer 928 habe ich noch etwas gegessen und einen Powernap von 15 Minuten eingelegt. Jetzt konnte ich mich auch wieder an die geplanten Geschwindigkeiten rantasten. Plötzlich funktionierte meine elektronische Schaltung nicht mehr: Akku schwach ! Ich konnte nicht mehr auf’s große Kettenblatt schalten. Vorsichtshalber hatte ich einen Ersatz-Akku mitgenommen, den ich dann im Dunkeln wechseln musste.
Die Navigation hat übrigens von Beginn an nicht richtig funktioniert, zum Glück war die Strecke sehr gut ausgeschildert.
Dann waren es nur noch 200 km. Natürlich sollte auf den letzten 100 km der Regen nicht fehlen.Mit 4 kg weniger auf der Hüfte und überglücklich kam ich dann nach 82:33 Stunden ins Ziel.
Und wieder mit den Worten: DAS WAR DAS LETZTE MAL !