Alpenbrevet-Goldtour oder Werner beinhart

Nachdem ich im Juli 2021 in Bimbach locker den Marathon  (211 km & 3.700 HM) gefahren bin, entschloss ich mich in der Schweiz die Goldtour vom Alpenbrevet in Angriff zu nehmen. Mit jedem Tag, mit dem sich die Veranstaltung näherte, wuchs aber der Zweifel, ob ich das schaffe. Da ich schon 3mal die große Runde beim Dolo gefahren war, wusste ich, dass die 5000 HM in den Alpen etwas anders sind wie 3.700 HM in der Rhön.

Am 2. September bin ich dann nach Sedrun in der Nähe von Andermatt angereist.

Den nächsten Tag nutzte ich zu einer lockeren Fahrt über den Oberalppass nach Andermatt und zurück. So kannte ich schon den letzten Pass der Goldtour. Das Wetter war an diesem Wochenende auch wie geschaffen für den Alpenbrevet, es sollte eventuell am Nachmittag vereinzelt ein paar Schauer geben. Für schlechtes Wetter hatte ich Option in Ariolo auf Silberstrecke zu wechseln.

Dann war er da, der große Tag.

Morgens um 4 Uhr raus aus dem Bett, frühstücken und dann ab mit dem Auto nach Andermatt. Dort gab es 500 Parkplätze für 3000 Teilnehmer. Was passiert, wenn mehr Leute mit dem Auto anreisen? Ich habe aber einen Parkplatz bekommen und stand mit meinem Italiener (Wilier Zero9) pünktlich im Startblock als es um 6:45 Uhr losging.

Nach einer Schleife durch Andermatt ging es Richtung Furkapass, der Anstieg begann nach 10 km in Realp. Nun ging es 12 km mit durchschnittlich 7,4% auf 2.429 m.ü.M, die ersten 866 HM.

Die Auffahrt war herrlich, da sich die Sonne gerade über die Berggipfel schob und liess einen die Anstrengung vergessen. Oben angekommen, Windjacke anziehen, Foto machen und schon ging es in die Abfahrt. Diese verlief zum größten Teil im Schatten und war am frühen Morgen bitterkalt.

Nach einem kurzen Flachstück und der Verpflegungsstelle ging es sofort in den Nufenpass, 13 km, 8,6%, 1.085 HM auf 2.478 m.ü.M. Auch dieser Anstieg belohnte einen immer wieder mit schönen Ausblicken. Im oberen Teil wurde es dann richtig anstrengend und mein Garmin zeigte teilweise 12% und mehr an. Leichte Krämpfe meldeten sich und ich überlegte, ob ich nicht doch die Silbertour fahren sollte, bis Ariolo hatte ich Zeit, es mir zu überlegen. Der Ausblick am Pass entschädigte einen für die Strapazen.

Die Abfahrt nach Ariolo ist vom Ausblick her schön, aber die Straße ist eine Katastrophe aus Betonplatten. Man wird richtig durchgerüttelt. Nach 20 km erreicht man die Verpflegungsstelle in Ariolo, mitten im Dorf neben dem Bahnhof, ungünstiger geht es nicht. Also schnell etwas essen und die Trinkflaschen auffüllen. Das Wetter sah gut aus und die Beine fühlten sich auch gut an, also Goldtour. Jetzt ging es noch einmal 40 km bergab nach Biasca. Im Windschatten einer kleinen Gruppe war nach 1 Stunde Schluss mit bergab. Jetzt sollte es wieder bergauf gehen. In der Streckenbeschreibung der Goldtour steht: „der etwas leichtere Anstieg zum Lukmanierpass (1.915 m.ü.M)“, ja nee is klar. 40 km, 4% und 1.650 HM sind auch kein Pappenstiel besonders wenn es teilweise auch mit 8% hoch geht.

Bevor die steilen Abschnitte kamen, gab es in Olivone noch mal etwas zu futtern und man konnte die Trinkflaschen wieder auffüllen. Das war auch nötig, seit Ariolo war es richtig warm. Ansonsten war der Anstieg zum Lukmanierpass sehr zäh und es fing an zu regnen. Am Anfang nur vereinzelte Tropfen, aber als ich mal wieder durch eine Galerie fuhr, wurde der Regen kräftiger. Am Ende der Galerie blieb ich dann mit einigen anderen Teilnehmern stehen und wartete bis der Regen nachließ. Regenjacke an und los, nach 1 km waren die Straßen wieder trocken. Der Pass selber ist recht unspektakulär, kein Passschild und ein See. Nun ging es wieder 20 km abwärts nach Disentis, die Topspeed-Abfahrt wurde leidervdurch mehrere Baustellen unterbrochen. Hier spürte ich schon die Nachmittagskälte.

Nun musste ich nur noch einen Pass überwinden und knapp 30 km bis Andermatt abspulen.

Es war der Oberalppass (2.044 m.ü.M), 21 km, 4,4% und 853 HM, im oberen Teil natürlich auch Rampen mit 8 bis 10%. 20 km vor dem Ziel gab es die letzte Verpflegung, die hätte ich mir schon 10 km früher in Disentis gewünscht. Den Pass hoch habe ich die Zähne zusammengebissen und war froh als ich oben ankam. Der Himmel war grau und es sah nach Regen aus, die Temperatur war auch schon im einstelligen Bereich. Also schnell ein Foto, Jacke an und die letzten 10 km nach Andermatt den Pass runter. Unten angekommen fing es schon an zu regnen, da es schon 19 Uhr war und ich durch die kalte Abfahrt fror, bin ich nach der Zieldurchfahrt sofort zu meinem PKW gefahren bin. Ich hatte es geschafft, 213 km, 4785 Hm, Netto: 10:50 und Brutto in 12:13, ohne Defekt und gesund.

Mein Fazit: Eine schöne Rundfahrt, landschaftlich und von der Strecke her sehr schön. Die Verpflegung unterwegs lässt zu wünschen übrig. Neben Gels, Riegel und Iso-Getränke, gab es kleine verpackte Süßigkeiten, Bananen und Apfelsinen. In Olivone gab es Käse in Streifen geschnitten. Ich hätte mir schon Blechkuchen und salziges Gebäck gewünscht ;)

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