Wie es begann, Rolfs Weg in den Rennradsattel

Meine kleine Radsportbiografie

Begonnen hat es etwa gegen 1962.
Mein erstes Rad bekam ich nicht wie die Kinder Heutzutage kurz nachdem sie laufen können, sondern erst mit etwa 10 Jahren.
Es war der große Bruder der mir ein gebrauchtes 24er singlespeed mit Rücktritt vor die Tür stellte.

Singlespeed mit Rücktritt, das war schnell klar, ging gar nicht.

Also sammelte ich erste Erfahrungen mit Schraubenschlüsseln, Schraubendrehern Flickzeug und wuchs an den Anforderungen.
Der technisch versierte große Bruder half immer wenn es nötig war und weckte meine Leidenschaft für Zweiräder.

Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat. Aber der Fahrradhändler in der Kölner Straße hat auf die Rücktrittnabe eine dreifach Kassette geschaubt. Starr, ohne Freilauf.

Ich formulier es mal so: Fahrrad mit Rücktritt ohne Rücktritt.
Eine Hinterradbremse, ein Simplex Dreigangschaltwerk und Rahmenschalthebel wurden montiert.

Das hat funktioniert, nur zurück treten durfte ich nicht mehr. Aber ….. ich hatte eine Dreigangschaltung.

Das nächste Rad war ein Erbstück des zweiten Bruders. Immerhin schon ein Fünfgang.

1966 ein Radsportverein mit Namen RSC 1900 Essen-Altendorf veranstaltete ein Radrennen in Frohnhausen.
Das kam mir wie gerufen. Start und Ziel befanden sich genau vor dem Eingang meiner Schule.
Ich starte mit anderen 14jährigen. Gleich in der ersten Runde springt mir vor meiner Schule die Kette ab. Das Ende einer Radsportkarriere? :-)

Die Motivation aber bleibt zunächst. Ich stehe vor dem Vereinslokal des besagten Vereins mit blau gelbem Logo. Und ………..ich traue mich nicht hinein.
Dieser Verein nennt sich später um in Essener Radsportgemeinschaft 1900 e.V.

Mit 16 steht ein Kleinkraftrad vor der Tür. Zweiradfahren macht weiter Spaß und ich stelle fest, dass es auch ohne zu treten geht und trotzdem Spaß macht.

Spät, viel später, 1996, wird in dem Jugendhaus, in dem ich ehrenamtlich arbeitete eine Fahrradwerkstatt eingerichtet. Ein Freund und Arbeitskollege entdeckt in einem Schrotthaufen einen gemufften Stahlrahmen mit verchromten Ausfallenden.
“schau`mal hier Rolli ein Boteccia Rahmen”. Mit einer Sprühdose und Altteilen baue ich mir mein erstes Rennrad.
Ich stelle fest, dass man zum Entenfang mit dem Rad fahren kann.
Der Freund, Uwe, kommt jeden Morgen zur Arbeit und berichtet was in Frankreich bei der Tour de France ab geht. Langsam erwacht mein Interesse. Der Umstand, dass mein Arbeitgeber der Sponsor des Team Telekom ist weckt den Gedanken eine Betreibsportgruppe Radsport zu gründen.

Schnell sind einige Kolleginnen und Kollegen zusammen, die über den Radsport hinaus zu einer eingeschworenen Gemeinschaft werden.

Erste Erfahrungen mit Jedermannrennen werden gesammelt. Bei der ersten Auflage des Riderman Bad Dürrheim bin ich dabei.

Irgendwann geht die Gruppe auseinander und sucht neue Herausforderungen zum Teil auch im Radsport.

2003 lerne ich überaus freundliche und nette Menschen der ERG 1900 und werde Mitglied im geilsten Radsportverein weit und breit.
Ich stelle fest, ……………………. dass ich als 14 jähriger schon mal vor der Tür gestanden habe und mich nicht hinein getraut habe.

2004 teilt sich die ERG, die Telekom zieht sich aus dem Radsport zurück.
Nach der Abspaltung des Teams 19zwo von der ERG startet die ERG mit 48 Mitgliedern neu.
2006 bietet sich eine Möglichkeit in den vorgezogenen Ruhestand zu gehen und die ERG1900 braucht einen neuen Vorsitzenden.

Als einige Mitglieder mitbekommen, dass ich bald in den Ruhestand gehe, habe ich kaum noch eine Möglichkeit dem Job des Vorsitzender zu entkommen.

Nach und nach werden meine Ausfahrten länger, der erste 100er, 150er, 200er. Das ein oder andere Jedermannrennen.
Der Velothon Berlin startet damals noch unter den Linden. Ich fahre im Rennen durch das Brandenburger Tor und sprinte  auf der Straße des 17. Juni dem Reichstag entgegen ins Ziel.
Bei den HEW / Euro eys Cyiclassics Hamburg geht es über die Köhlbrandbrücke. Auf der Mönkebergstraße höre ich beim Zieleinlauf fast übertönt vom ohrenbetäubenden Lärm meinen Namen über die Lautsprecher. Gänsehautfeeling pur der besonderen Art.

Ambitioniert zu Trainieren habe ich erst im Alter von über 50 begonnen.
Niemals ist es zu spät zu beginnen. Gewiss aber ist die Erkenntnis, wer spät beginnt und dabei bleibt kann noch eine lange Phase der Entwicklung genießen.

Also, es ist nie zu spät. Für Jeden und Jede, jeden Alters, ist der richtige Zeitpunkt immer: nämlich zu jeder Zeit, jetzt.